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16. Februar
Heilkunde und Geisterglaube
Bakary Soro empfängt in einem kleinen, schmucklosen Raum. Auf dem Boden lagern Tontöpfe und Säcke, vollgestopft mit Wurzeln und Blättern, staubige Plastikflaschen, bis zum Rand gefüllt mit trüben Flüssigkeiten: Kräutersud für die Kranken. Soro ist Heiler und kennt die Wirkung zahlreicher Heilpflanzen, die er mit seinen Söhnen im Busch sammelt. Doch der 57-Jährige arbeitet auch mit Schulmedizinern zusammen. Sie könnten häufig die genauere Diagnose stellen, meint er. Psychisch Kranke, die zur Behandlung oft wochenlang bei ihm bleiben, fordert er auf, das Team von Krankenpflegern und Psychologen zu konsultieren, die einmal im Monat in seinem Hof Sprechstunden abhalten. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt Soro. Bevor er eine Behandlung beginnt, streift er sein braunes Leinenhemd über, an dem rechteckige Stoffsäckchen mit eingenähten Fetischen baumeln, spuckt drei mal in seiner Lederkappe und stülpt sie sich auf den Kopf. Dann wirft er Kaurimuscheln auf den mit Sand bestreuten, quadratischen Tisch, der einen Großteil des Raumes einnimmt, zeichnet Wellenmuster, Linien und tupft mit den Fingerkuppen hinein. Mehrfach wiederholt er das Ritual, bevor er am Ende mit Hilfe eines Spiegels die Geister befragt. „Eure Reise wird gut verlaufen“, erklärt er den verblüfften Besuchern aus Deutschland.
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